Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Anna Constantia Thynne

Anna Thynne war nicht nur der erste Mensch überhaupt, der erfolgreich ein Meerwasseraquarium betrieb, sondern verfasste auch die allererste meerwasseraquaristische Publikation: „On the increase of Madrepores“ von Anna THYNNE, The Annals and Magazine of Natural History, No. 18, Juni 1859, Seiten 450–460. Wir geben dieses bemerkenswerte Stück Zeit- und Aquaristikgeschichte, das auch heute noch eine große Faszination ausstrahlt, hier ungekürzt wieder.

Im Herbst 1846, als ich durch Devonshire reiste, traf ich zum ersten Mal auf eine lebende Madrepora-Koralle. Nachdem mir das Studium der Geologie viele Jahre große Freude bereitet hatte, hatte ich großes Interesse daran, eine lebende Spezies derjenigen kleinen Kreaturen zu sehen, die mit dieser Wissenschaft eng verbunden sind. Ich besorgte mir etwa dreißig von ihnen, um sie während eines mehrwöchigen Aufenthaltes in Torquay (eine Stadt an der Südküste Englands; Anm. Redaktion) zu beobachten, mit dem Wunsch, sie einem Freund in London zu zeigen. Ich entschloss mich daher auszuprobieren, ob die Korallen die Reise überleben würden. Der Versuch wurde allerdings dadurch erschwert, dass ich auf dem Weg nach London drei Wochen in Clifton verbringen wollte. Ich rüstete mich also mit einem neuen Steinkrug und ca. 27 Liter sauberem Meerwasser aus einem tiefen Teil des Kanals aus. Mit einer Nadel befestigte ich die Korallen auf einem großen Schwamm, damit sie nicht durch Zusammenstöße beschädigt würden, und legte sie dann in ein Glasgefäß, das bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Das Glasgefäß wurde mit einer Blase eines Schlachttiers über dem Wasserspiegel verschlossen. Diese Transportmethode war absolut erfolgreich. Während der Reise hatte ich das große Vergnügen, zu sehen, wie die Korallen ihre Tentakel fröhlich ausbreiteten, und sie kamen sowohl in Clifton als auch in London in einem höchst erfreulichen Zustand an. Als Nächstes überlegte ich, wie ich die Korallen am Leben erhalten konnte. Das erreichte ich auf folgende Weise. Ich legte die Korallen in große Schalen, die jeweils etwa 1,7 Liter Wasser enthielten. Das Wasser wurde jeden zweiten Tag gewechselt. Da ich keine kontinuierliche Meerwasserversorgung zur Verfügung hatte, die einen solchen Bedarf langfristig hätte decken können, entschloss ich mich, das Wasser zu belüften. Dafür entnahm ich es aus den Gefäßen und goss es vor einem offenen Fenster durch eine kleine Gießkanne über eine halbe bis Dreiviertelstunde langsam zurück. Das war zweifellos ein ermüdender Vorgang; aber ich hatte ein Dienstmädchen, das nicht nur bestrebt war, mir zu helfen, sondern die Hilfe auch als ein Vergnügen ansah, sodass der Dienst sehr sorgfältig ausgeführt wurde. Letztlich wurde die Anstrengung dadurch verringert, dass sie nur zehn Minuten oder eine Viertelstunde am Stück stattfand. Obwohl ich keine Verschlechterung des Wassers feststellen konnte, hielt ich es nach Ablauf von drei Monaten für besser, meinen steinernen Krug zum Nachfüllen mit frischem Meerwasser zu schicken. Das tat ich so lange regelmäßig, wie ich meine Sammlung in London behielt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 147